Auch Autoriesen wie Volkswagen sind für Riesen-Rückrufe anfällig

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Mit dem Rückruf von Millionen Fahrzeugen hat sich der Autobauer Toyota ein massives Image-Problem eingefahren. Schuld daran ist der enorme Kostendruck des japanischen Autoriesen, meint ein Experte. Doch Toyota ist mit diesen Problemen nicht alleine: Qualitätsprobleme könnten bald auch andere Autoriesen wie VW oder General Motors treffen.

Groß ist er ja nicht gerade, jener Bauteil, der Toyotas Image wieder retten soll: Ein Metallplättchen vom Ausmaß eines Fingernagels soll künftig verhindern, dass bei Toyota-Fahrzeugen in manchen Situationen das Gaspedal stecken bleibt.

Das Gaspedal-Desaster hat sich für Toyota längst zum Image-Gau entwickelt: Der Nimbus des auf Effizienz und Qualität getrimmten Autoriesen ist verblasst, Toyota ist nun in den Rückruf-Niederungen der Großkonzerne angekommen. Nun ruft der Konzern auch noch weltweit 170.000 Prius-Hybridautos in die Werkstätten – ein Fehler mit der ABS-Bremssoftware soll dort behoben werden.

Schuld an solchen Zuständen ist der enorme Kostendruck In den letzten zwei Jahren sei „eine gewisse Kälte in die Lieferantenbeziehungen eingekehrt“Doch in den letzten ein bis zwei Jahren kann man feststellen, dass eine gewisse Kälte in die Lieferantenbeziehungen eingekehrt ist, , sagte mir der Autoexperte Thomas Schaettle, als ich ihn für wiwo.de interviewte. „Es gab enormen Kostendruck. Als Antwort darauf hat Toyota die Modulbauweise, also die Verwendung einer Bauteil-Gruppe in mehreren Modellreihen, konsequent umgesetzt.“

Toyota zwingt Lieferanten zu jährlichen Optimierungen

Toyota gibt seinen Lieferanten jährliche Kosteneinsparungen vor, die sie erreichen müssen. Und da die Zulieferer auch noch die gestiegenen Rohstoffkosten kompensieren müssen, suchen auch sie nach neuen Quellen – etwa in Mexiko, Osteuropa oder China. Das erhöht natürlich die Möglichkeit für Fehler. Außerdem herrscht bei vergleichsweise simplen Bauteilen wie Gaspedalen besonders große Konkurrenz: sie seien „klassische Modulteile“, meint Goettle. „Gerade bei solchen Teilen ist der Kostendruck besonders hoch, obwohl sie für die Sicherheit des Fahrzeugs relevant sind.“

Dennoch meinte Schaettle, dass der Gaspedal-Fehler nicht unbedingt beim Lieferanten QTS liegen dürfte – sondern möglicherweise in der Konstruktion des Gaspedals durch Toyota.

Auch VW könnten millionenfache Rückrufe drohen

Solche Konstruktionsfehler können aber nicht nur Toyota treffen. Auch andere Großhersteller drohen millionenfache Rückrufe: Denn bei ihnen werden „für den Kunden wahrnehmbare Bauteile zunehmend marken- und segmentübergreifend eingebaut“, erklärte mir Goettle. Im Klartext: Gerade bei den großen Herstellern wie VW, General Motors oder Ford herrscht großer Kostendruck, und die Auto-Riesen setzen wie Toyota immer stärker darauf, in möglichst vielen Modellen die gleichen Bauteilgruppen zu verwenden. Sollte nun einer dieser Teile einen Fehler aufweisen, sind dann gleich Millionen Fahrzeuge betroffen – ein Alptraum für jeden Autobauer.

VWs Ingenieure dürften sich deshalb zur Zeit kaum in Schadenfreude üben, sondern selbst eher ins Schwitzen geraten. Um solche Probleme künftig zu vermeiden, rät Goettle den Herstellern zu einer intensiven und vor allem durchsichtigeren Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Zur Zeit werden „viele Bauteile just in time vom Zulieferer qualitätsgesichert angeliefert“, sagt Goettle. Die Autohersteller haben kaum noch die Möglichkeit, Qualitätsprüfungen durchzuführen. Die sollten sie sich aber nehmen. Denn sonst droht VW vielleicht bald ein ähnlich desaströser Rückruf wie Toyota.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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