Warum die Telekom keine Alternative zum Strategiewechsel hat

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René Obermann verpasst der Deutschen Telekom eine neue Strategie: Milliardenschwere Zukäufe sind passé, die Telekom will zum Partner der Internet-Wirtschaft werden. Etwas anderes bleibt Obermann auch kaum übrig, wie eine neue Studie zeigt. Obermanns gestriger Präsentation zufolge setzt die Deutsche Telekom nun voll auf Datendienste: Der Konzern soll mit mobilem Internet, der Ausweitung von Internet-Fernsehen und Downloads wachsen. Andienen will sich die Telekom auch den Medien: Für sie soll es ebenso intelligente Netzlösungen geben wie für Autofahrer.

Damit will Obermann die erwarteten Umsatzrückgänge bei Festnetz und Mobilfunk ausgleichen. Milliardenschwere Zukäufe wird es laut Obermann nicht mehr geben, spätestens ab 2012 soll die Telekom wieder wachsen.

Telekom gibt sich partnerschaftlich

Neu in der Ausrichtung ist die geplante Öffnung für vielfältige Zusammenarbeit und Partnerschaften. Die Telekom will sich zum „besten Partner der Internetwirtschaft“ hochdienen, verkündete Obermann gestern. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Schaffung von Micropayment-Systemen, die auch kleine Anbieter nutzen sollten. Details darüber finden Sie auf wiwo.de: Wie die Telekom eine Bezahl-Kultur im Internet schaffen will.

Einen klaren Kurswechsel hat die Telekom auch dringend notwendig. Denn der Telekommunikationsmarkt in Deutschland bleibt in diesem Jahr weiter unter Druck, wie eine neue Studie des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) zeigt.

Harter Wettbewerb im deutschen Markt

Der Wettbewerb zwischen Festnetzbetreibern und Kabelgesellschaften um Telefon-, Internet- und Fernsehkunden bleibt unverändert hart, prognostizieren die PwC-Experten. Die Folge dürften weitere Übernahmen und Fusionen sein. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der deutsche Festnetzmarkt weiterhin stark fragmentiert, heißt es in der Studie „M&A Insights – Telecom Sector 2010“. Große, integrierte Netzbetreiber kämpfen mit kommunalen Telefonanbietern und regionalen Kabelgesellschaften um Kunden. Zwar können sich die Kabelgesellschaften aus wettbewerbsrechtlichen nicht zu einem bundesweiten Anbieter zusammenschließen. „Dennoch wird es weitere Eigentümerwechsel geben,“ meint Werner Ballhaus, einer der Autoren der Studie.

Bereits im vergangenen Jahr begann sich das Fusionskarussell in Deutschland zu drehen. Größter Fisch war die Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia, den der Investmentfonds Liberty Global Ende 2009 für 3,5 Milliarden Euro übernahm.

Wachstumsmärkte Osteuropa und Afrika

Das Volumen der veröffentlichten Übernahmen, Kapitalbeteilugungen und fusionen stieg 2009 in Deutschland gegen den europäischen Trend leicht auf 5,7 Milliarden Euro – wobei die Unitymedia-Übernahme den Löwananteil ausmachte. Ohne den Unitymedia-Deal wäre das Volumen in Deutschland – wie auch im übrigen Europa – stark gesunken.

Im vergangenen Jahr fanden deutlich mehr Transaktionen in Westeuropa als in Osteuropa statt. Doch das könnte sich in diesem Jahr ändern. Denn bereits im vergangenen Jahr stieg das M&A-Volumen in Osteuropa um 20 Prozent.

Gute Geschäfte verspricht sich die Branche auch in Afrika. In Südafrika findet in diesem Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Die Verbesserungen der südafrikanischen Netz-Infrastruktur wurde für Telekom-Firmen zum einträglichen Geschäft – und die Nachfrage in Afrika dürfte der PwC-Studie zufolge weiter steigen.

Eine ausführliche Bildergalerie zum Telekom-Strategieschwenk und Details zur Studie habe ich für wiwo.de gestaltet: Neue Telekom-Strategie: Kurswechsel ohne Alternative

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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