Welche Schmiergeldzahlungen die SEC Daimler vorwirft

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Seit 2004 laufen die Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC gegen Daimler, am 01. April haben sich beide Parteien dann vor einem Gericht geeinigt. Die Affäre um weitreichende und jahrzehntelange Schmiergeldzahlungen in mindestens 22 Ländern ist für Daimler ausgestanden. 185 Millionen Euro will Daimler Medienberichten zufolgen an die USA überweisen – zudem sollen die deutsche und die russische Daimler-Niederlassung Korruptionsdelikte zugeben.

Mit der Millionenzahlung ist Daimler ein jahrelanges Sorgenkind los. Doch die Vorwürfe der SEC wiegen schwer, wie Gerichtsunterlagen zeigen. Ziwschen 1998 und Januar 2008 habe Daimler hunderte unsaubere Zahlungen vorgenommen, so die SEC. Deren Wert gehe in die Dutzenden Millionen Dollar. Aus den Gerichtsunterlagen habe ich für wiwo.de die schlimmsten Korruptionsfälle zusammengestellt, die Daimler von der US-Behörde zur Last gelegt werden.

China

Zwischen den Jahren 2000 und 2005 soll Daimler insgesamt 4,2 Millionen Euro an chinesische Beamte oder deren Günstlinge getätigt haben. Sie erfolgten in Form von „Provisionen“, Reisekostenübernahmen von „Delegationen oder Geschenken. Die Zahlungen standen im Zusammenhang mit Aufträgen für LKWs und Unimogs im Wert von 112 Millionen Euro.

Vietnam

Über das Unternehmen Mercedes Benz Vietnam, das zu 70 Prozent Daimler gehörte, wickelte Daimler der SEC zufolge Schmiergeldzahlungen ab. Anfang 2004 schloss etwa das staatliche Busunternehmen Saigon Passenger Transport Company mit Mercedes-Benz einen Kaufvertrag über 200 Busse ab. Der Kaufpreis belief sich auf 14,7 Millionen Dollar.

Wärend der Verhandlungen wurde vereinbart, dass Mercedes Benz eine Millionensumme in einen High-Tech-Park in Saigon investieren sollte. Für die Anbahnung dieses Geschäfts verlangte ein Beamter eine Provision, die Mercedes über Umwege bezahlte: Dazu handelten alle Beteiligten einen falschen Beratervertrag über 150.000 Dollar aus, der auf ein amerikanisches Konto überwiesen wurde.

Turkmenistan

Besonders krass war das Vorgehen von Daimler in Turkmenistan, einem der weltweit kurruptesten Länder. Wie aus den SEC-Unterlagen hervorgeht, schenkte Daimler im Jahr 2000 einem hohen turkmenischen Beamten eine gepanzerte S-Klasse Limousine im Wert von 300.000 Euro. Der Grund für das als Geburtstagsgeschenk getarnte Schmiergeld: Daimler fürchtete, dass seine Verträge mit der turkmenischen Regierung sonst in Gefahr wären – doch so richtig ausgezahlt hat sich die Schenkung wohl nicht: Von den für das Jahr 2000 geplanten 3 Sprinter Luxusbussen, 2 gepanzerten Limousinen und 34 gepanzerten Sprinter-Bussen und insgesamt 128 Actros-LKWs wurde nur ein Bruchteil verkauft.

Nigeria

In einem der weltweit korruptesten Länder unterwarfen sich auch die Daimler-Manager den ortsüblichen regionalen Praktiken: Bei einem 1998 abgeschlossenen Vertrag mit dem nigerianischen State House – dem Amtssitz des Präsidenten – über 23 Mercedes-Limousinen zahlte Daimler laut SEC-Unterlagen insgesamt 1,4 Millionen Euro „Provisionen“.

Lettland

Im März 2001 gewann EvoBus, eine litauische Daimler-Tochter, einen Teil der Ausschreibung für neue Busse in der Stadt Riga. Insgesamt lieferte EvoBus bis 2006 117 neue Busse an die Stadt. Das Problem dabei: Bereits im Vorfeld war klar, dass ein Mitbewerber Schmiergelder zahlen würde. Daimler tat dasselbe, um im Geschät zu bleiben: Die Buspreise wurden künstlich aufgeblasen, und der überhöhte Preisanteil wurde dann in Form von „Provisionen“ an die Mitglieder der Stadtverwaltung ausgeschüttet. Damit diese Zahlungen nicht auffielen, ging Daimler Scheinverträge mit zwei in den USA ansässigen Beratungsunternehmen ein.

Türkei

Im Herbst 2006 entdeckten Daimlers interne Buchprüfer in einem Safe in Istanbul drei Ordner in einem Safe. Die darin enthaltenen Dokumente zeigten, dass Daimler mindestens 3,8Millionen Euro Schmiergelder an Dritte gezahlt hatte – für Exportgeschäfte mit nicht-türkischen Kunden in Nord Korea, Lettland, Bulgarien, rumänien, Lybein, Trussland, Saudi Arabien, Yemen und anderen Ländern. Das Umsatzvolumen dieser unsauberen Geschäfte lag bei rund 95 Millionen Euro.

Russland

Zwischen Februar 2001 und März 2005 zahlten Daimler-Töchter insgesam 928.000 Euro auf das deutsche Konto eines russischen Polizeibeamten ein. Dabei ging es um Mercedes-Verkäufe an die russische Verkehrspolizei.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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