Wie “Alexa” Deutschlands ambitionierteste Wirtschaftsnews vorliest

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Alexa, was gibt es Neues? Besitzer von Amazons neuesten Technik-Gimmick sagen diesen Satz, um sich Nachrichten per Computerstimme vorlesen zu lassen – und es in Deutschlands Haushalten wird dieser Satz bald häufig zu hören sein. Denn Amazons sprachgesteuerter Lautsprecher Echo verkauft sich auch in Deutschland bestens. Mittlerweile sind tausende sogenannte Skills, also von den Echo-Besitzern nach eigener Vorliebe zusammenstellbare Audio–Angebote, verfügbar.

Wie soll sich eine Wirtschaftsnews-Website wie manager-magazin.de sich dort als Marke präsentieren? Wie können wir von Echos “Alexa” genannter Computerstimme Business-News vorlesen lassen, die von Inhalt, Anspruch und Machart richtig gut zu unserer Marke passen – und dabei keine Unsummen in der Produktion verschlingen? Und welche Inhalte funktionieren überhaupt auf einem solchen Lautsprecher?

Diese kniffligen Fragen stellte mir mein Chef Anfang des Jahres. Nach wenigen Monaten haben wir dafür eine Lösung gefunden, die in Deutschland ihresgleichen sucht: Wir setzen unsere ganze Redaktionskompetenz dafür ein, Kurztexte für eine Computerstimme zu optimieren. Und das funktioniert erstaunlich gut.

Die Ausgangslage: Ein Feed, der gerade mal Schlagzeilen vorliest

manager-magazin.de war früh im Alexa-Store vertreten – mit einer Lösung, die wohl nur wenige Nutzer zufrieden stellte. Denn unsere ersten Gehversuche in der neuen Welt von Sprachsteuerung und künstlicher Intelligenz bestanden darin, die Überschriften unserer neuesten Nachrichten von der Computerstimme „Alexa“ vorlesen zu lassen.

Besonders gut hörbar war das nicht: Denn anders als viele deutsche Medien verzichten wir in unseren Stories auf den klassischen Vorspann, der in wenigen Sätzen die Story anreißt. Wir setzen nur mehr auf Überschriften, um unsere User zum Weiterlesen zu animieren.

Für’s Vorlesen per Computerstimme eignen sich unsere Überschriften aber nur selten. Denn sie sollen Leser mit sogenannten „Cliffhangern“ in den Text ziehen – also neugierig machen auf das, was dann folgt. Vorgelesen funktioniert das kaum. Denn die Überschrift machen neugierig auf eine These oder einen Inhalt, den unsere Audio-Hörer niemals vorgesetzt bekamen.

Unser Anspruch: Die besten, kurzgefassten Wirtschaftsnews zum Anhören

Ich überlegte, wie wir das verbessern könnten, ohne uns in Unkosten zu stürzen. Unser Audio-Angebot sollte mehrmals am Tag aktualisiert werden – denn nur dann genügt es dem Anspruch, aktuelle Informationen zu liefern.

Das Engagieren eines eigenen Sprechers, der kurze Texte einsprechen sollte, schied aus Kostengründen aus. Denn er hätte das jeden Tag, dann gleich mehrmals und mit exakten Vorgaben der Redaktion tun müssen. Das hätte uns einen erheblichen Betrag gekostet, der sich wohl nie refinanziert hätte. Denn Werbung via Amazon Echo zu schalten ist alles andere als einfach.

Deshalb überlegte ich mir eine andere Lösung: Unsere Newsredakteure sollten mehrmals täglich Kurztexte schreiben, die für die Ausgabe per Alexa-Computerstimme optimiert waren.

Unser Vorgehen: Die erste Redaktion, die Texte nur für Alexa schreibt

Das ganze sollte möglichst einfach möglich sein – also sich im gewohnten „Workflow“ unserer Redakteure bewerkstelligen lassen. Ich setzte mich also mit unseren Producern, unseren CMS-Experten und den IT-Technikern im Haus zusammen. Und durch die Gespräche fand ich heraus, dass es in unserem Content-Management-System ein von uns kaum genutztes Datenfeld gab, dass wir problemlos „zweckentfremden“ konnten für unser Alexa-Projekt.

Unser Alexa-Experte erstellte daraufhin ein Skript, dass genau auf dieses Feld zugriff – und so einen für die Alexa-Computerstimme gut vorlesbaren Text zusammenstellte.

Die Umsetzung des ganzen gelang innerhalb von 4 Monaten – eine ziemlich kurze Zeit für einen Verlag, der fast 1000 Mitarbeiter beschäftigt und vier Medienmarken bespielt.

Das Resultat: Starkes Wachstum für die ersten Alexa-optimierten News

Für meine Kollegen habe ich in einem Style-Guide definiert, wie für Alexa optimierte Kurztexte aussehen sollten (unser neuer Feed liest keine Überschriften vor). Mit diesen Vorgaben gelingt es uns, täglich die drei bis fünf wichtigsten Wirtschafts-News von Alexa vorlesen zu lassen – und das in knapp zwei Minuten.

Unsere Nutzer, pardon, Hörer können so in kurzer Zeit das Wichtigste aus der Welt der Wirtschaft konsumieren: Kostenfrei, täglich mehrmals aktualisiert und mit der ganzen Formulierungskunst einer eingespielten Wirtschaftsredaktion.

Der Lohn unserer Mühen: Alleine im August stiegen die Nutzerzahlen unseres „manager magazin“-Skills um satte 33 Prozent. Die Zahl der Abrufe schnellte noch deutlich mehr hoch – unser Angebot stößt also offenbar auf zunehmend loyale User.

Und: Das Vorlesen per Alexa-Computerstimme ist für uns (abgesehen von der redaktionellen Mehrarbeit) vergleichsweise kostengünstig. Unseren Nutzern und den wirtschaftsinteressierten Alexa-Besitzern bietet unser Skill jedoch deutlich mehr als die Konkurrenz. Denn die setzt großteils auf Überschriften und übliche Online-Vorspänne, die von Alexa verlesen werden.

Machmal braucht es eben keine Unsummen, um eine neue technische Möglichkeit sinnvoll zu nutzen – sondern eine gute Idee für sinnvolle Inhalte. Wie sie den manager-magazin.de-Skill auf Amazons Echo-Lautsprecher nutzen und abonnieren, können Sie hier nachlesen.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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