Eigentlich sollte der Test des Elektroautos Tesla Model 3 eine eher einfache Übung werden, die ich in ähnlicher Form schon ein gutes Dutzend Mal absolviert hatte: Auto abholen, zwei Wochen im Alltag nutzen, dabei möglichst viele Funktionen ausprobieren, und danach einen Test auf manager-magazin.de veröffentlichen.
So ist es Usus bei vielen Journalisten, die über Autos schreiben und von den Herstellern deshalb Testwagen zur Verfügung gestellt bekommen. Nach einem eintägigen Kurztest des Tesla Model 3, den uns ein Leser in seinem Privatwagen im Sommer 2018 ermöglicht hatte, sollte ich Teslas Elektroauto im Mai 2019 nun ausführlicher erproben können.
Teslas PR-Leute ermöglichten den Test recht kurzfristig und unkompliziert, an einem Donnerstagvormittag holte ich den Wagen persönlich in Teslas Servicezentrum am Rand von Hamburg ab. Ich bekam ein Model 3 Performance mit niederländischem Nummernschild ausgehändigt, das etwas mehr als 10.000 Kilometer auf dem Tacho hatte.
Tesla Model 3 machte Freude bis zum Display-GAU
Bei der Abholung war ich durchaus beeindruckt. Denn der neue Testwagen schien deutlich besser verarbeitet als mein allererster Model-3-Testwagen – der als US-Import eine sehr niedrige Seriennummer trug und zu den ersten paar tausend produzierten Model 3 zählte.
Die ersten Testtage hatte ich viel Freude mit dem Performance-Elektrowagen: Die Reichweite war deutlich besser als bei anderen Elektroautos, eine knapp 300 Kilometer lange Fahrt von Hamburg nach Berlin mit zügiger gefahrenen Passagen problemlos drinnen. Das Autopilot-Assistenzsystem fand ich hingegen weniger überzeugend: Im Stadtverkehr bremste der Wagen teils grundlos ab, wenn Fahrradfahrer auf dem Gehweg dem Auto entgegenfuhren. Und auch die Erkennung unterschiedlicher Fahrzeugtypen war, sagen wir mal, wechselhaft.
Doch an einem Samstag hatte ich dann das, was man bei Computern einen Totalabsturz nennen würde. Erst streikte die Navigationskarte, dann fror der zentrale Bildschirm komplett und minutenlang ein. Die Folge war ein Blindflug im Hamburger Stadtverkehr: Ich wusste weder, wie schnell ich fuhr, noch konnte ich so essentielle Dinge wie Scheibenwischer oder Licht ein- und ausschalten oder mit Parkpiepser-Unterstützung komfortabel einparken. Immerhin, vor- und rückwärtsfahren und Blinken konnte ich noch.
In dieser Viertelstunde wurde aus der eher einfachen Übung eine Qual. Normal funktioniert hat das Auto erst, als der Pressesprecher mir auf Nachfrage detaillierte Infos zum “Rebooten” des Teslas nennen konnte. Für die Zukunft weiß ich: Gleichzeitiges Betätigen der Bremse und zehnsekündiges Drücken beider Stellräder am Lenkrad, während das Auto steht, startet Teslas System komplett neu.
Das sei bei Journalisten-Test noch nicht vorgekommen, versicherte die Tesla-Pressestelle. Bei manchen Model 3-Käufern aber offenbar schon, wie ein Blick in diverse Internetforen verriet. Ich hatte nach dem Test etwas weniger Vertrauen in die Produktqualität des Model 3 – und einen ziemlich guten Aufhänger für ein Testvideo. Das können Sie hier genauer sehen – viel Spaß dabei:
One thought to “Tesla Model 3: Wenn ein Alltagstest zum Blindflug wird”