Elektroauto-Darling Tesla startet trotz Risiken an der Börse durch

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Schickes Lotus-Chassis, eine Gründungsstory mit Laptopakku-Mythos und einen Chef, dessen Ruf zumindest im US-Technologiemekka Silicon Valley untadelig ist: Der Elektroauto-Hersteller Tesla Motors verfügt über viele Bausteine für eine erfolgreiche Börsenstory. Immerhin hat der E-Mobil-Pionier Kooperationen mit Daimler und Toyota an Land gezogen. Zig Artikel sind in den letzten Monaten über Tesla erschienen. Zum illustren Kundenkreis der knapp 100.000 Euro teuren Tesla-Vehikel gehören George Clooney und Arnold Schwarzenegger.

Prominenter geht es kaum – und trotzdem tat sich Tesla anfangs schwer, Abnehmer für die ersten Aktien seines gestern erfolgten Börsengangs zu finden. Trotz dieser Zitterpartie legte Tesla einen hervorragenden Börsenstart hin: Die Aktien des Elektroauto-Pioniers legten am ersten Handelstag gleich um 40,5 Prozent auf 23 Dollar zu. Damit darf sich Tesla des zweitbesten Börsengangs dieses Jahres in den USA rühmen. Der Ausgabepreis der Aktie lag bei 17 Dollar – und damit bereits knapp über den 14-16 Dollar, die Tesla-Chef Elon Musk ursprünglich anpeilte.

Teslas guter Start erfolgte in einem eher schwachen Börsenumfeld: Der Dow-Jones-Index für 30 führende Industriewerte verlor gestern rund 2,7 Prozent auf 9.879 Euro, auch der Nasdaq-Technologieindex gab 3,9 Prozent nach.

Anleger sind offenbar überzeugt, dass Tesla beim Wandel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb eine wichtige Rolle spielen wird. Zwar macht Tesla seit Jahren Verluste – doch das Unternehmen hat weltweit wohl die meiste Erfahrung beim Bau von Elektroautos. Während die E-Mobile der großen Autokonzerne erst Ende dieses Jahres auf den Markt kommen, verkauft Tesla seinen Elektro-Roadster bereits seit 2008. Vom dem erfolgreichen Börsengang hing auch eine umfangreiche Kooperation mit Toyota ab, wie wattgetrieben berichtete.

Steiniger Weg an die Börse

Mit der gestrigen Platzierung von insgesamt 13,3 Millionen Aktien nahm Tesla über 300 Millionen Dollar ein. Diese Summe kann das Unternehmen gut gebrauchen. Denn der Weg an die Börse war für Tesla alles andere als einfach.
Bereits vor Monaten gab Tesla-Chef Elon Musk seine IPO-Pläne bekannt. Im derzeitigen Hype um Elektroautos sollte das ein leichtes sein, dachte sich Musk, der Gründer des Internet-Bezahldienstes PayPal.
Doch es kam anders. Eine Flut von eher negativen Medienberichten folgte. Denn Tesla hat trotz seiner Promi-Kunden und dem Pionier-Image ein großes Problem: Die Firma ist schwer defizitär. Im vierten Quartal 2009 alleine schrieb Tesla 37 Millionen Dollar Miese, im ersten Quartal 2010 ist der Verlust auf 8,4 Millionen Dollar gesunken. Seit 2007 hat Tesla Verluste von 261 Millionen Dollar angehäuft, berichtete das US-Wirtschaftsmagazin Forbes vor kurzem. Kein Wunder: Bislang hat Tesla nur 1000 Autos hergestellt. Die Entwicklung einer neuen Automarke für ein neues Mobilitäts-Zeitalter ist eben eine verdammt teure Angelegenheit.

Hochfliegende Pläne

Weil das selbst Regierungen klar ist, erhält der Elektroauto-Pionier  Unterstützung von mehreren Seiten: Im Juni letzten Jahres gab die US-Regierung Tesla 425 Millionen Dollar zum Bau seines neuen Modells S und zur Entwicklung neuer Batterien. Toyota will 50 Millionen Dollar rausrücken, sobald Tesla an der Börse ist.

Das Geld aus dem Börsengang wird Tesla vor allem für eines verwenden: Seine Automarke stärker zu einem Massenprodukt zu machen. Teslas neues Modell, eine Limousine namens Tesla S, soll ab 2012 für rund 58.000 Dollar auf den Markt kommen. Mit diesem Auto zielt Tesla auf den Massenmarkt. Mindestens 20.000 Stück will der Autobauer davon produzieren – in einer kalifornischen Fabrik, die der Elektroauto-Pionier für 42 Millionen Dollar den Eigentümern Toyota und General Motors abkauft.

Diese Strategie ist nicht ohne Risiko: Denn auch das Modell S ist noch immer ziemlich teuer, wenn man die Preise eines der größten Konkurrenten ansieht. Nissan verkauft sein Elektroauto Leaf in den USA für knapp 30.000 Dollar – und damit knapp um die Hälfte. Der sich abzeichnende Zweikampf des Davids Tesla gegen den Goliath Nissan wird in den nächsten Monaten wohl für Spannung sorgen. Man kann Tesla dabei nur alles Gute wünschen. Denn wenn Tesla Erfolg hat, dürfte das auch andere kleine Elektroauto-Bauer wie etwa Fisker Automotive beflügeln. Einfach werden sie es gegen die Phalanx der etablierten Autobauer nicht haben. Doch für Innovationen bei Elektroantriebskonzepten bleiben die kleinen Player die beste Adresse. Experten rechnen aber damit, dass sich es bald zu einer Konsolidierungswelle unter den kleinen Elektroauto-Herstellern kommt. Doch mit dem Börsengang könnte Tesla trotz aller Umsatzprobleme zu denjenigen gehören, die überleben.

Disclaimer: Die wortgleiche Story finden Sie auch im Blog Wattgetrieben auf wiwo.de, den ich ins Leben gerufen habe.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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