Toyota elektrifiziert seinen Kompakt-Geländewagen RAV4

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Das Debakel um klemmende Bremspedale hat der japanische Autohersteller Toyota mit einigen Image-Kratzern überstanden. Nun bemüht sich der weltgrößte Autobauer um deutlich positivere Schlagzeilen – und lässt mit einer Ankündigung aufhorchen, die es in sich hat.

Bereits in zwei Jahren will Toyota eine Elektroauto-Variante seines Kompakt-Geländewagens RAV4 auf den amerikanischen Markt werfen, wie das Unternehmen gestern bekanntgab. Dazu lässt Toyota vom amerikanischen Elektroauto-Pionier Tesla Motors Prototypen entwickeln, die mit einem Antriebsstrang von Tesla ausgestattet sind. Innerhalb eines Jahres will Tesla die ersten Probefahrzeuge an Toyota liefern, das erste der Fahrzeuge ist bereits gebaut.

Die Geschwindigkeit, mit der Toyota hier vorprescht, überrascht auf den ersten Blick. Gerade zwei Monate ist die Kooperationsvereinbarung zwischen Tesla und Toyota alt. Im Mai dieses Jahres hatte Tesla bekannt gegeben, künftig gemeinsam Elektrofahrzeuge, Fahrzeugkomponenten und Produktionssysteme zu entwickeln. Eine Geldspritze über 50 Millionen Dollar wollte Toyota aber erst nach dem Börsengang des Elektroauto-Darlings gewähren. Den hat Tesla Ende Juni erfolgreich über die Bühne gebracht.

RAV4 füllt Kapazitätslücke bei Tesla

Doch einige Details des Toyota-Tesla-Deals werden erst jetzt klarer. Im Mai verpflichtete sich Tesla im Gegenzug, für 43 Millionen Dollar eine von Toyotas Fertigungshallen im kalifornischen Fremont zu übernehmen. Beobachter überraschte damals das Gefälle in der Größenordnung: Die einst von Toyota und General Motors gemeinsam betriebene Fabrik ist auf eine Produktionsmenge 100.000 Fahrzeuge jährlich ausgelegt. Der 2003 gegründete Elektroauto-Pionier hat bis heute aber gerade einmal 1000 Roadster hergestellt. Der Roadster wird mit seinem Preisschild von 90.000 Euro immer ein Nischenprodukt bleiben.

Teslas Hoffnungsträger für den Massenmarkt, das 50.000 Dollar teure erhältliche Model S, soll laut Aussagen von Tesla-Chef Elon Musk ab 2012 in Stückzahlen von 20.000 bis 40.000 Stück gebaut werden. Damit bleiben in Teslas kalifornischem Werk aber noch reichlich Kapazitäten übrig – und die könnte Toyota wohl mit seinem Elektro-RAV4 füllen.

Elektro-SUV der zweiten Generation

Dass die Wahl ausgerechnet auf einen Klein-SUV fällt, überrascht nur auf den ersten Blick. Mit 150.000 abgesetzten Stück war der RAV4 im vergangenen Jahr Toyotas bestverkauftes Geländewagen-Modell in den USA. Zudem hat Toyota den RAV4 bereits einmal als reines Elektroauto in den USA verkauft – und zwar von 1997 bis 2003. Bereits damals erreichte der RAV4 EV eine Reichweite von 160 bis 190 Kilometern und eine Spitzengeschwindigkeit von 125 km/h. Sein Nickel-Metallhydridakku musste erst nach 240.000 gefahrenen Kilometern ersetzt werden –ein Wert, der auch heute noch als beachtlich gilt. Die wenigen hundert privaten Käufer waren großteils von dem Elektroauto begeistert – und halten ihm noch heute die Treue.

Toyota stellte die Produktion im Jahr 2003 einen Tag nach dem Erlass eines kalifornischen Gesetzes zur Luftverbesserung ein, das die bislang strengen Bestimmungen für emissionsfreie Autos in den Flotten der Hersteller deutlich aufweichte.

Doch mit dem RAV4-Elektroauto der zweiten Generation hat Toyota durchaus Chancen auf hohe Verkaufszahlen. Teslas Batterietechnologie, die auf Lithium-Ionen-Akkus basiert, dürfte die Reichweite des Autos deutlich steigern. Zudem gilt Teslas Steuerungslogik für die Batterien als größtes Plus der Firma. Toyotas Elektro-Kompakt-SUV könnte also mit einer ordentlichen Reichweite, guten Fahreigenschaften, und vertretbaren Produktionskosten glänzen.

Wann und ob der Elektro-RAV4 nach Europa kommt, ist bislang noch nicht bekannt.

Disclaimer: den wortgleichen Text finden Sie in dem von mir betreuten Elektroauto-Blog Wattgetrieben auf wiwo.de: Toyota kündigt Elektroversion von Geländewagen RAV4 an

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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