Warum sich Magna als guter Verlierer bei Opel erweist

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Magna ist der große Verlierer im Kampf um Opel. Die Übernahme-Pläne des Autozulieferers für Opel waren bereits unterschriftsreif. Dennoch ist Magna nach GMs Fallrückzieher kein böses Wort zu entlocken. Kein Wunder – denn der geplatzte Deal hat für den Autozulieferer auch Vorteile.

Enttäuschung oder offen gezeigter Ärger gehört nicht zum Repertoire von Magna. Nur Stunden nach der Entscheidung des GM-Verwaltungsrats gegen den Verkauf von Opel an den österreichisch-kanadischen Autozulieferer zeigte Europa-Chef Siegfried Wolf Verständnis für die überraschende Kehrtwende der Amerikaner: „Wir werden Opel und GM bei den vor ihnen liegenden Herausforderungen unterstützen,“ ließ Wolf per Presseaussendung verbreiten. Selbst Magna-Gründer Frank Stronach, der sein Lebenswerk schon lange mit dem Kauf eines Autobauers krönen will, gab sich betont sanftmütig: „Wir wollten helfen, um eine Pleite von GM zu verhindern“, sagte er der kanadischen Tageszeitung „The Star”.

Die noble Zurückhaltung hat handfeste wirtschaftliche Gründe: GM ist größter Magna-Kunde, rund 16 Prozent des Umsatzes stammen von dem US-Hersteller. Allein im vergangenen Jahr erteilte GM an Magna Aufträge im Gesamtwert von fünf Milliarden Dollar. Solche Kunden verprellt man nicht – zumindest nicht offen. Intern schlagen Magna-Manager aber schärfere Töne an: Die Sache sei ein Drama, „monatelang haben wir daran gearbeitet, nun war alles umsonst“, klagt ein Beteiligter. Zeitweise waren über 100 Mitarbeiter mit dem Opel-Projekt beschäftigt, eine Heerschar von Anwälten arbeitete den unterschriftsreifen, 600 Seiten starken Kaufvertrag für Opel aus. Knapp 120 Millionen Euro hat der gescheiterte Einstieg nach Konzerninsidern verschlungen – ohne Ergebnis. „Wir respektieren GMs Entscheidung“, heißt es dazu lapidar aus Unternehmenskreisen, „das gehört zum Geschäftsleben“.

Wachstum trotz Umsatzminus

Einen Plan B hat Magna nicht, die Strategie bleibt indes unverändert: Wachsen will der Autozulieferer in Russland, aber auch mit Neugeschäft in etablierten Märkten. So hat Magna laut Eigenangaben in letzter Zeit eine Reihe von Ausschreibungen für den Bau kompletter Fahrzeuge gewonnen, die meisten davon in gesättigten Automärkten wie den USA oder Westeuropa.

Das Aus für den Opel-Deal kommt zu einer Zeit, in der Magna wie viele Autozulieferer mit Umsatzeinbrüchen kämpft. Im dritten Quartal dieses Jahres ist der Autozulieferer knapp in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und hat einen Gewinn von 51 Millionen Dollar erwirtschaftet. Doch die Situation bei Magna ist alles andere als rosig: Von Januar bis Ende Oktober hat Magna Verluste in Höhe von 354 Millionen Euro in der Bilanz stehen. Im vergangenen Jahr konnte der kanadisch-österreichische Autozulieferer für den selben Zeitraum noch einen Gewinn von 219 Millionen Dollar vermelden. Zwar bessern sich die Marktbedingungen langsam, wie das dritte Quartal zeigt – doch das laufende Geschäftsjahr wird Magna wohl mit roten Zahlen abschließen.

Besser dran ohne Opel?

Bis vor wenigen Tagen hatte Magna gemeinsam mit seinem russischen Partner Sberbank als sicherer neuer Investor für Opel gegolten. Seit der Verwaltungsratssitzung von General Motors am Dienstag wird daraus nichts. Experten sehen am Scheitern der Opel-Übernahme auch positive Aspekte: Opels Probleme hätten den Zulieferer schwer in Mitleidenschaft ziehen können. Zudem bleibe nun die Unabhängigkeit von Magna gewahrt. VW und BMW hatten in den letzten Monaten bereits angekündigt, ihre Kundenbeziehung bei einem Opel-Einstieg des Autozulieferers überdenken zu wollen. Angestammte Kunden wie VW, BMW und Chrysler/Fiat werden nun keine Probleme mehr haben, weiter bei dem Zulieferer zu ordern.

Doch in einem Wachstumsmarkt dürften Magnas Expansionspläne nun deutlich langsamer vorankommen: In Russland. Denn dort wird sich Magna nun schwerer tun: Mit Opel und der russischen Sberbank im Rücken wäre der Einstieg in den Zukunftsmarkt einfacher gewesen.

(Hinweis: Die wortgleiche Story finden Sie in der aktuellen WirtschaftsWoche oder auf wiwo.de: Warum sich Magna bei Opel als guter Verlierer erweist)

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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