Die illustren 13: Opels neue Machthaber

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Gestern hat sich der 13-köpfige Verwaltungsrat von General Motors (GM) gegen den Verkauf von Opel entschieden und so den Deutschen gezeigt, wer wirklich die Zügel in der Hand hat.  Das oberste Gremium des Auto-Riesen setzt beinhart die Interessen der Eigentümer durch – das ist im Fall vom GM weiterhin die US-Regierung.

Während des 40-tägigen Insolvenzverfahrens vom 1. Juni bis 10. Juli 2009 krempelte die US-Regierung den Verwaltungsrat gehörig um und besetzte ihn bewusst mit mehreren Branchenfremden, um so die Dominanz der “Car Guys” von GM zu brechen. Früher hatte der Verwaltungsrat die Entscheidungen der GM-Führung meist abgenickt, nun schöpft das “Board” genannte Gremium seine Befugnisse offenbar aus. Denn letztlich entscheiden die 13 Mitglieder über den Kurs des Unternehmens – und damit auch über die Zukunft von Opel.

Kein Wunder, besteht der Verwaltungsrat doch nun aus einigen hochkarätigen Managern aus US-Konzernen. Hier folgt die Schar der illustren 13 Verwaltungsrats-Mitglieder:

  • Der Vorsitzende Edward Whitacre hat sich seinen Ruf als erfolgreicher Sanierer des US-Telekomriesen AT&T erworben. Der 68-Jährige gebürtige Texaner steht für Expansion und kompromisslose Härte. Seinem Nachfolger bei AT&T gab er auf den Weg: „Mach ihnen die Hölle heiß.“
  • GM-Chef Fritz Henderson sitzt ebenfalls in dem Gremium. Er steuerte unter anderem GM Europe und damit Opel, bevor er im März 2009 Rick Wagoner an der Spitze von GM ablöste. Befürwortete einen Verkauf an Magna.
  • Patricia Russo leitete den amerikanisch-französischen Telekommunikationskonzern Alcatel-Lucent, bis sie 2008 nach einer Serie von Quartalsverlusten aufgeben musste. Sie ist weltweit bestens vernetzt, galt an der Lucent-Spitze aber als glücklos.
  • Neville Isdell war von 2004 bis 2008 Chef des Getränkeherstellers Coca-Cola.Er verpasste dem Limo-Kaiser ein etwas gesünderes Image, gilt aber als etwas farblos.
  • David Bonderman ist Mitbegründer des als aggressiv bekannten US-Finanzinvestors Texas Pacific Group (TPG). Der beinharte Finanzprofi soll vehement für einen Verbleib von Opel bei GM gekämpft haben.
  • Daniel Akerson gilt als Veteran der Beteiligungsbranche und seit 2003 Chef des US-Finanzinvestors Carlyle. Gilt als Spezialist für Unterhemensübernahmen. Er soll sich gegen einen Verkauf von Opel ausgesprochen haben.
  • Kent Kresa war lange Jahre Chef des US-Rüstungskonzerns Northrop Grumman und ist nun Berater des US-Finanzinvestors Carlyle. Er gilt als durchsetzungsstarker Manager.
  • Philip Laskawy kennt sich bestens im Steuerrecht aus: Der Ex-Chef der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ist auch an der Rettung der US-Hypothekenbank Fannie Mae beteiligt und eines der Alt-Mitglieder im GM-Verwaltungsrat.
  • Robert Krebs hat nur wenig Nähe zur Autobranche – mit erfolgreichem Management kennt er sich aber aus: Er ist Ex-Chef des US- Bahnkonzerns Northern Santa Fe und verdingt sich auch als Vize-Chef eines Chicagoer Sommerfestivals.
  • Die Gewerkschaften durften ebenfalls einen Vertreter ins Gremium entsenden. Ihre Wahl fiel auf Stephen Girsky, den Chef der US-Consultingfirma J. Girsky & Company. Girsky berät seit Jahren die amerikanische Automobilgewerkschaft und soll für einen Verbleib von Opel bei GM eingetreten sein.
  • Kathryn Marinello ist Chefin der US-Personal-Outsourcing-Firma Ceridian Corporation. Sie gilt als durchsetzungsstark und machtbewusst, alles Eigenschaften, die sie bei diversen Positionen bei General Electric und in der Finanzindustrie gut brauchen konnte.
  • Erroll Davis ist Chef des Universitätssystems im US-Bundesstaat Georgia. Der Ex-Manager bei den Ölkonzernen BP und Amoco hatte bisher kaum Berührungspunkte zur Autoindustrie. In den USA gilt er als einer der profiliertesten Manager afroamerikanischer Herkunft.
  • Carol Stephenson wurde als Vertreter Kanadas in das Gremium entsandt. GM ist ein wichtiger Arbeitgeber bei den nördlichen Nachbarn der USA und betreibt dort insgesamt sechs Werke. In ihrem Brotberuf fungiert Stephenson als Dekanin der Richard Ivey School of Business in Western Ontario. Sie hat über 30 Jahre Erfahrung in der Telekommunikationsbranche.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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