Winterkorn: “Da hätte die Meldung kommen müssen: Das ist unmöglich”

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Exakt 484 Tage war er wie vom Erdboden verschluckt. Tauchte bei keiner größeren Veranstaltung auf, gab keine Interviews – und wurde dennoch ständig erwähnt. Martin Winterkorn hat sich rar gemacht seit seiner Demission wegen des Abgasskandals. Der 69-Jährige, der einst 600.000 VW-Mitarbeiter anführte, ist seit 23.09.2015 unfreiwillig auf Entzug vom Topmanager-Dasein. Er ist der Mann, der vom Autohimmel fiel, wie meine Kollegen in der September-Ausgabe des manager Magazins so treffend titelten.

Doch nun kehrte “Wiko”, wie er intern genannt wurde, noch einmal zurück ins Rampenlicht. Der Anlass war alles andere als angenehm: Der Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundesrats hatte ihn am 19.01.2017 zur Vernehmung nach Berlin geladen. Als er da um kurz vor 10 Uhr den Seiteneingang zu Saal 3101 im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus nahm, war es fast wie bei früheren Auftritten als VW-Chef: Kameras liefen, Blitzlichter leuchteten auf, er durchschritt ein Spalier von Medienleuten.

Live-Bericht aus dem Sitzungssaal per Smartphone-Messenger

Wir entschieden uns bei manager-magazin.de dazu, über den ersten Winterkorn-Auftritt seit eineinviertel Jahren im großen Stil zu berichten – mit mir als Berichterstatter vor Ort. Wie wir uns von anderen Online-Medien, von Nachrichtenagenturen und Fernsehsendern unterschieden? Indem wir direkt aus dem Sitzungssaal einen Liveticker beschickten. Der speiste sich zu einem guten Teil aus Zitaten, die ich in mein Smartphone tippte. Denn aus Zeit- und Internetzugangsgründen sendete ich meine Sätze per Messenger an meine Kollegen in Hamburg. Dadurch konnten meine Kollegen die Sätze noch einmal auf Tippfehler, Namensdreher oder mögliche Faktenfehler überprüfen. Und sie gegebenenfalls um Material aus Nachrichtenagenturen ergänzen.

Ja, dieses Prozedere ist aufwändig, anstrengend und sorgt für einen geringfügigen Zeitverzug. Doch es sorgt für eine exaktere Wiedergabe des Geschehens, für mehr Präzision und letztlich für genauer informierte Leser. Genau das ist es, was wir bei manager-magazin.de erreichen wollen. Nur durch diese überprüfte und überprüfbare Qualität heben wir uns von Bloggern und Kurznachrichten-Schickern ab. Und bieten so Wirtschaftsjournalismus, der ganz nahe am Puls des Geschehens ist – sich von diesem aber nicht vereinnahmen lässt.

Den Live-Ticker zu Winterkorn können Sie hier auf manager-magazin.de nachlesen. Zur leichteren Einordnung für unsere Leser habe ich das Gesehene und Gehörte auch in einer Kurzanalyse eingearbeitet – die nicht mal vier Stunden nach dem Ende der zweistündigen Winterkorn-Befragung online zu lesen war.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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