Elon Musks Zickzack-Kurs in der Coronakrise, revisited

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Elon Musk ist medial immer für eine Überraschung gut. Der CEO des Elektroauto-Herstellers Tesla teilt seine Gedanken gerne via Twitter. Er teilt dort auch gerne aus, und kämpft mit knappen Sätzen um sein (Lebens)werk.

In der Coronakrise fiel Elon Musk bereits zu Beginn nicht gerade mit Zurückhaltung auf: Um Teslas Hauptwerk in Fremont so lange wie möglich am Laufen zu halten, ließ sich Mitte März auf ziemlich öffentliches Hin und Her mit den örtlichen Behörden ein. Zuvor hatte er wochenlang via Twitter die Gefahren einer möglichen Pandemie heruntergespielt. Darüber wunderte ich mich bereits, als ich über Werksschließungen der Autobauer in den USA berichtete.

Anfang April wies mich auch ein Kollege darauf hin, dass sich Musk in der Krise seiner Meinung nach eher seltsam gebärdete. Denn noch vor zwei Jahren hatte sich Elon Musk – natürlich via Twitter – als Logarithmen-Liebhaber bezeichnet. Nun, da Logarithmenfunktionen in Windeseile zum Allgemeingut geworden waren, gab Musk plötzlich den Widerständler. Das verwunderte schon etwas.

Ich kam wegen dringlicherer Stories mit Deutschlandbezug zunächst nicht dazu, mich Musks Corona-Twittereien ausführlicher zu widmen. Dann aber lieferte sich Musk erneut ein öffentliches Tauziehen mit den lokalen Gesundheitsbehörden. Anfang Mai drängte er darauf, sein Werk früher als alle anderen wieder in Betrieb nehmen zu können. Wenig verwunderlich holte er sich damit bei den lokalen Gesundheitsbehörden eine Abfuhr.

Damit war es auch für uns hoch an der Zeit, nochmal genauer hinzusehen – und es lohnte sich. Denn mein zugegebenermaßen etwas polemisch verfasstes Stück darüber, wie sich Musk in der Coronakrise selbst entzaubert, sorgte für ordentliche Zugriffe auf manager-magazin.de.

Elon Musk lenkt mit Behörden-Beef von Batterie-Meldung ab

Wie so oft bei unseren Stories zu Tesla meldete sich ein erboster Leser via E-Mail: Mir sei wohl offenbar entgangen, dass sich nur ein einziger untergeordneter Beamter Musks Drängen widersetzt habe. Sämtliche übergeordneten Stellen hätten ihr OK gegeben, meinte der Leser. Schön, dass er das so gut aus der Entfernung beurteilen konnte. Fakt war jedenfalls, dass Musk – wie auch alle anderen großen Autohersteller in den USA – sein Werk erst wieder ab 18. Mai hochfahren konnte. Und in der Coronakrise zeigte sich wohl nicht nur für Musk, dass es am Ende eben auf die lokalen Behörden ankommt.

Bei all dem Behörden-Beef wäre aber eine wesentlich spannendere Meldung beinahe untergegangen: Denn nur wenige deutsche Wirtschaftsmedien nahmen Notiz von einer englischsprachigen Reuters-Agenturmeldung zu einem möglichen Batterie-Durchbruch bei Tesla. Ich sah mir die Meldung genauer an. Natürlich lässt sich aus der Entfernung nicht so recht sagen, ob alles daran zutrifft. Doch möglicherweise steht Tesla tatsächlich kurz davor, langlebigere und günstigere Batterien in seine Fahrzeuge einzubauen. Wenn das so läuft wie geplant, hätte Tesla tatsächlich einen “Gamechanger” parat, wie es neudeutsch so schön heißt. Mehr dazu lesen Sie in meiner Story zum “Superakku” auf manager-magazin.de.

Die beiden Episoden zeigen: Musk mag zwar durchaus erratisch in seinen Twitter-Eskapaden scheinen. Es steckt aber offenbar System dahinter. US-Medien mutmaßen, dass Musk sich mit seiner “Streikbrecher”-Pose nun jener Klientel andienen will, die er bisher eher rechts liegen ließ: Die konservativen Amerikaner. Die wären nämlich die Hauptzielgruppe für seinen nächstes Modell: Den Elektro-Pick-up-Truck Cybertruck, den Tesla bald auf den Markt bringen will.

Gefertigt werden soll der Truck wohl nicht in Kalifornien, sondern möglicherweise in Texas. Und dort macht sich Musk mit seiner aktuellen Anti-Establishment-Rhetorik wohl neue Freunde. Da dürfte es auch nicht schaden, dass Donald Trump höchstpersönlich Musks Drängen auf Twitter unterstützt hat. Musks Tiraden zeigen einmal mehr, wie flexibel der umtriebige Unternehmer bei der Suche nach Unterstützern agiert.

Über den Autor:

Ich bin Wirtschaftsjournalist, entwickle Online-Inhaltsformate und schreibe am liebsten Business-Berichte mit Biss - erzählt in der jeweils passenden Inhaltsform. Dafür nutze ich alle Möglichkeiten, die das Handwerkszeug des Online-Qualitätsjournalismus hergibt. Angeeignet habe ich mir das in mehr als einem Dutzend Jahren beim SPIEGEL-Verlag und der Verlagsgruppe Handelsblatt.

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