Mit seinen Elektroautos will der US-Autohersteller Tesla Motors nicht weniger als die Welt verändern. Die Autofahrten der Zukunft sollen genauso schnell sein wie heute, versprechen die Kalifornier – nur eben sauberer, sicherer und komfortabler. Tesla will den Globus von den stinkenden, luftverschmutzenden Benzin-Dinosauriern befreien. Doch um diese Vision zu verwirklichen, braucht Tesla-Chef Elon Musk viel Geld – für seine riesige Batteriefabrik, für den zügigen Ausbau seiner Produktion und für den Marktstart des Model 3, mit dem die Kalifornier auch Menschen mit schmaleren Brieftaschen auf ihre Elektro-Seite ziehen wollen.
Damit die ehrgeizigen Pläne aufgehen, darf sich Tesla keinen Patzer bei der Qualität seiner Autos erlauben. Denn die Kalifornier wollen viel Geld von Investoren einsammeln. Das klappt nur, wenn der Aktienkurs weiter hochbleibt. Und Aktionäre werden nun mal sehr schnell nervös, wenn es nur ein Hauch von gröberen Qualitätsproblemen ruchbar wird.
Genau das ist Tesla nun passiert. Der US-Autojournalist und -blogger Edward Niedermeyer berichtete über mögliche Defekte bei der Radaufhängung von Teslas Modellen Model S und Model X, die die Autos möglicherweise unlenkbar machen. Daraufhin schaltete sich die US-Verkehrsbehörde NHTSA ein, die von Tesla weitere Informationen zu den möglichen Produktionsproblemen erbat.
Was die meisten Wirtschaftsmedien bei der Tesla-Story übersahen
Um eines klar zu stellen: Die NHTSA-Anfrage ist ein Routinevorgang, der längst nicht in eine offizielle Untersuchung münden muss. Es ist also kein Indikator dafür, dass hier etwas im Argen liegt. Doch auf die leichte Schulter nimmt eine solche Anfrage kein Autohersteller – auch Tesla nicht.
Deshalb ist das ganze auch durchaus berichtenswert. Dumm nur, dass es die meisten deutschen Online-Wirtschaftsmedien es dabei bewenden ließen und gerade mal brav die entsprechende Agenturmeldung über die NHTSA-Anfrage abschrieben.
Denn bei näherer Betrachtung sorgt der Vorgang für ziemlich spannende Neuigkeiten. Für Tesla ist die NHTSA-Anfrage wohl ein großes Problem. Sie rüttelt am zentralen Marketingversprechen des Autoherstellers – nämlich, dass die Tesla-Modelle bei der Qualität locker mit den ganz Großen der Branche mithalten können und obendrein noch sauber sind.
Ein verbaler Schlagabtausch – auf persönlicher Ebene
Und deshalb veröffentlichten die Kalifornier binnen Stunden eine Erklärung zu den Medienberichten. Statt sich an die üblichen Branchengepflogenheiten zu halten und etwas in Richtung “wir kooperieren vollständig mit der NHTSA” zu schreiben, entschied sich der Elektroauto-Hersteller anders – und zwar für eine persönliche Attacke aus der unteren Schublade. Die Kalifornier griffen Niedermeyer persönlich an, unterstellten ihm, sich durch das “Niederschreiben” von Tesla persönlich bereichern zu wollen, und stellten ihn als Wirrkopf da, der schon vor Jahren völlig falsche Prognosen zu dem Unternehmen abgegeben hat.
Das ließ Niedermeyer nicht auf sich sitzen – und keilte kräftig per Twitter zurück. Über den ungewöhnlichen Konflikt mit harten persönlichen Vorwürfen haben meine Kollegen Lutz Reiche, Kai Lange und ich ausführlich auf manager-magazin.de berichtet. Vergnügliche Lektüre bei dieser neuen Art der Journalistenschelte.